o. T., 2000 Acryl/Baumwolle
153 x 148 cm
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Noch sind die Räume karg bestückt. Bilder sind als erste eingezogen. Großformate lehnen an der Wand. Fein säuberlich gesäumte Baumwolllaken sind mittels Zwecken und Klemmen frontal auf Holzrahmen gespannt, so dass sich die Leinwand nicht als genau abgezirkeltes Rechteck, sondern als Fläche mit bewegtem Rand präsentiert. Dynamische Pinselstriche sind es dann auch, die das Zentrum der Bilder beherrschen. Aber diese Pinselstriche sind nur in ihrer negativen Form, als helle opake, leicht durchscheinende Aussparung auf farbigem Grund sichtbar, die eine eigenartige Illusion von Volumen vermittelt. Dieser Eindruck ist das Ergebnis eines schichtweisen Arbeitsprozesses. Die ersten Pinselstriche setzt Melanie Richter mittig mit Pinsel und heißem Wachs ins Bild. Nach einer kurzen Trockenphase wird die zweite Schicht in Acryl aufgebracht. Oft sind es Farbräume von unbestimmter Tiefe, manchmal aber auch malerische Formationen, die entfernt an Vegetation oder Landschaft erinnern. Mit einem Fön wäscht die Künstlerin danach das Wachs heraus und entfernt gleichzeitig damit auch die Acrylfarbe darüber.
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Die dabei entstehenden zentralen Aussparungen sind in allen Werken das bestimmende Moment. Es sind runde, bauchige, organische Formen, die da im Fokus stehen, denn einmal in Gang gebracht, hat sich die zähe Masse Wachs auf dem Gewebe kurzerhand ihren eigenen Weg gesucht bevor sie erstarrte. So kommt es, dass rundliche Formen eines Säuglings entstehen, wenn Melanie Richter figurativ arbeitet. Auch Zahlen und Buchstaben, die Akteure einer ganzen Reihe von Bildern, erscheinen aufgebläht und voluminös wie Russisches Brot. Bei der Serie Schnee weiß man nicht so recht, ob die weißen Aussparungen wie Fenster zu betrachten sind, durch die man hindurchschauen kann, oder sie sich vielmehr wie blinde Flecken eben als Schneereste - über eine Landschaft legen. Das Vexierspiel zwischen Negativ und Positiv bleibt bestehen und verwirrt darüber, was denn wirklich auf der Bildfläche vorhanden ist und was man nur zu sehen glaubt. Erschwerend kommt hinzu, dass beide Formen nur bestehen können, weil es die andere gibt, sie im ständigen Vexierzustand bleiben, abwechselnd Umriss und Volumen, Raum und Fläche sind.
Weitere Bilder werden kommen. Aber zunächst plant Melanie Richter erstmal den Umzug und dann will sie schauen, wer sonst noch so als Künstler in Neuss unterwegs ist.
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o. T., 2000 Acryl, Stearin/Baumwolle
32 x 32 cm |
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