Andrea Küster –
Balanceakt zwischen Gegenstand und Abstraktion

Farblich zurückgenommene, nahezu monochrom gestaltete Volumina beherrschen die großformatigen Gemälde der Düsseldorfer Künstlerin Andrea Küster. Woran man auch denken mag, und welche Assosziationen auch kommen mögen, so haben die Bildmotive ihren Ursprung in der Pflanzenwelt. Die Pflanze ist aber nicht in dem Sinne Motiv, indem sie sich auf den Bildern als erkennbares Abbild präsentiert, sondern ist Ausgangspunkt einer Beschäftigung mit einem lebenden Organismus und dessen Überführung in die statische Form eines Bildes.
Seit 1994 stehen Pflanzen, vor allem aber Blüten wie Lilien und Tulpen, Andrea Küster "Modell". In einer ersten Annäherung entstehen Bleistiftzeichnungen und Pastelle, wobei es der Künstlerin nicht um eine naturalistische Annäherung geht, sondern schon hier konzentriert sich ihr Interesse auf das Verhältnisse von Körper und Raum. Bei den ornamental anmutenden Zeichnungen ordnet der feine Bleistiftstrich die Fläche, trennt Masse von Raum. In den Pastellen, die als Detailansicht angelegt sind, wird der Blick dagegen auf das ausgeformte Volumen gerichtet. Andrea Küster arbeitet häufig vor ein und derselben Blume, manchmal im Abstand einiger Stunden, dann wieder einiger Tage. Mit dem fortschreitenden Vergehen der Pflanze - sie welkt, schrumpelt, knüllt und rollt ihre Blätter - verändert sich laufend das Verhältnis von organischer Masse zum Umraum. Als stumme Zeugen überdauern die Zeichnungen und Pastelle den eigentlichen Vorgang des Verblühens.

Daphne

"Daphne", 1999,
170 x 100 cm,
Öl/Leinwand

Vegetabile Architektur

Einige dieser kleineren Arbeiten überträgt Andrea Küster auf großformatige Leinwände. Das Pflanzendetail wird durch die Monumentalisierung und die erneute Wahl eines Ausschnittes, nun als Detail eines Details, so verfremdet, daß die Formenwelt bekannt dünkt, ohne sich tatsächlich konkret benennen zu lassen. Andrea Küster verweigert sich so einer rein abbildhaften Annäherung, um gleichzeitig auch nicht völlig von ihr zu lassen. Das organische Volumen wird als Ausdehnung von Masse in den es umfließenden Raum spürbar. Die ständige Transformation ist Pendant zum "Wachsen" und "Absterben". Mit der Spannung zwischen der Vergänglichkeit der Pflanze und der Statik des Geschaffenen thematisiert Andrea Küster die Beziehung zwischen Werk und Natur. Die Dauer ist dabei dem Kunstwerk zugeeignet, das einen Moment aus dem vergänglichen Dasein in einen immerwährenden Zustand versetzt, der durch die Betrachtung der Zeichnungen und Gemälde wieder verlebendigt werden kann.

© Jutta Saum 2001

"Vegetabile Architektur", 1998,
5 Arbeiten, je 290 x 230 cm
Öl/Leinwand

Mohn

"Mohn", 1999,
65 x 50 cm,
Pastell/Papier

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