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Atelier fruehauf@bfm.de |
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Haut tätowiert mit verwunschenen Zeichen I, 2002 |
Rede zur Ausstellung in der Etage 20, 30.8.2002 Die Bilder und Graphiken von Elke Frühauf sind ein Diskurs über Malerei und Linie. Dabei hantiert die Künstlerin mit Widersprüchen, kehrt nicht nur traditionelle Prozesse des Malens um, sondern bleibt dabei ganz nah an ihrer eigenen Geschichte, die sie als Holzbildhauerin begann. Später folgte ein Studium an der Hochschule für Graphik und Buchkunst bei Werner Tübke und Rolf Kurth in Leipzig. Seit 1983 lebt sie als frei schaffende Künstlerin in Düsseldorf. |
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Wenn Elke Frühauf gegen, mit und in das Holz arbeitet, entsteht ein rhythmisches Gefüge aus sich kreuzenden und überschneidenden Linien, das etwas von der Kraft und Aggression spürbar macht, die die Künstlerin bei der Bearbeitung einbringt. Was sich wie ein Netzt zusammenwebt, erinnert an Äste, Wurzeln oder Wege. Vorgefundene Naturphänomene dieser Art hat Elke Frühauf auf Fotos festgehalten, die sie neben Postkarten von Cézanne, Kandinsky, Pollock, Twombley und asiatischen Meistern an die Wand ihres Ateliers gehängt hat. Auch wenn sich das Liniengewirr bei ihren Bildern scheinbar gleichmäßig wie eine Geheimschrift über die Fläche spannen, so bildet sich keine All-over-Struktur, sondern es bleiben, wenn auch die Struktur prinzipiell zu den Rändern hin locker ausläuft, kompositorische Höhepunkte in Form von Verdichtungen sichtbar. Hatte Elke Frühauf als Bildhauerin das Material Holz als Block vor sich, aus dem sie die Figur herausarbeitete, indem sie Material entfernte, so überträgt sie dieses Prinzip auf die hölzerne Platte. Sie behandelt diese, auch wenn sie sich in ihrer rechteckigen Form als Bild zu erkennen gibt, als sei sie noch Bestandteil einer Skulptur, quasi als die vom Körper losgelöste Oberfläche. |
Haut tätowiert mit verwunschenen Zeichen II, 2002 |
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Femina III, 2002 |
Ist es nun eine malerischer Prozess, wenn Elke Frühauf die bearbeitete Tafel zunächst weiß grundiert und dann mit verschiedenen Schichten Farbe - oft Primärfarben - überdeckt? Auch hier ist man eher an die farbliche Fassung einer Skulptur erinnert, die die Oberfläche überzieht und als Grenze markiert. Dabei tritt der Effekt ein, dass der hölzerne Kern, das eigentliche Material des Körpers, zugedeckt wird . Durch die einheitlich farbige Oberfläche, erscheint alles wie aus einem Guss. |
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Beim Arbeitsgang ins Bild hinein, in der Entdeckung zersplittert der Auftrag. Der krakeligen Linie, setzt Elke Frühauf farbigen Grund entgegen, aus dem sich immer wieder Kreisformen formieren, die als weicher, voluminöser Gegenpol zum strengen, graphischen Strich fungieren. Aber die Farbflächen bleiben nicht allein durch ihre eigenen Umrisse begrenzt, sondern werden durch die Ritzungen mehrfach segmentiert. Aus der mosaikartigen Struktur formiert sich nicht absichtlich Gegenständliches, auch wenn vieles dazu einlädt. Elke Frühauf lässt Formen entstehen, indem sie Material entfernt. Das ist ein bildhauerisches Prinzip, dass sich deutlich vom Malprozess absetzt, bei dem sich ein Bild aus übereinander gesetzten Schichten nach vorn aufbaut. Ihre Bilder auf Holztafeln sind Körper und Abbild, sie beanspruchen konkrete Räumlichkeit, weil sie sich darin befinden und referieren gleichzeitig auf einen inneren Raum. Dieser zeigt sich in einer diffusen Tiefe parallel zur Bildfläche - soweit die Verzahnung von Zeichnung und Grund ein Auseinanderdriften zulässt. Die Ritzer, Kerben, Einschnitte sind in ihrer Erscheinungsform als Linie zwar Bestandteil dieses bildnerischen Gefüges, aber sie sind auch Indizien dafür, dass sich hinter dem Bild, der Oberfläche immer noch ein hölzerner Körper verbirgt. Das Bild wird zur Membran, zur Grenzlinie zwischen Individuum und Welt., auf der sich Begegnungen abbilden. Nicht von ungefähr nennt Elke Frühauf eine Reihe neuerer Arbeiten Haut tätowiert mit verwunschenen Zeichen. |
Wenn Elke Frühauf einige Graphiken auf Papier setzt, ist der Körperbezug durch das Fehlen des Materials Holz zunächst scheinbar nicht gegeben. Aber die Gabeln, die beim Zeichnen zum Einsatz kommen, sind von ähnlicher Härte wie die Schnitzeisen. Mit ihren spitzen Zacken ritzen sie die Papiere leicht an, hinterlassen wie Krallen mehrere parallele Spuren und machen etwas von der rhythmischen Vehemenz spürbar, mit der die Künstlerin ihre Arbeiten in Angriff nimmt. Man hat den Eindruck, Elke Frühauf denkt auch hier- wo sie doch ganz offensichtlich als Zeichnerin wirkt - als Bildhauerin. Mit ihren schaufelartigen Werkzeugen greift sie auf dem Bildträger nach einer Form, die sich dort im Verborgenen hält. Setzt von immer wieder anderen Seiten an, fasst nach, lässt mal mehr mal weniger präzise Figürliches heraustreten, als könne sie auf dem Blatt auch hinter den Körper greifen. Tauchen Tupfen und Flecken in Gelb und Rottönen auf, bleiben die Graphiken mehr der Fläche verhaftet und erinnern an Pelze und Felle von Wildkatzen .Haut ist als auch hier im Spiel. ©Jutta Saum, August 2002 |
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