Getroffene Hunde bellen


Betagte Clowns duchstreifen mit Wilhelm Busch die Welt

„Ein Laientheater kann man als Regisseur nur fordern, wenn man Stoffe wählt, die die Schauspieler selbst betreffen.“ Mit diesem Ansatz hat Regisseur Götz Langer gemeinsam mit dem Seniorentheater in der Altstadt, kurz SeTA, schon eine erfolgreiche Produktion auf die Beine gestellt. Im „Kavalier Bizarr“ ging’s damals nicht nur um ein lebenswertes Dasein, sondern auch um dessen Ende. Im neuen Stück „Das Messer blitzt, die Schweine schrei’n“, dass am 31.10. im FFT Juta Premiere hat, geht’s um Lebenserfahrung, von der ältere Menschen einfach nun mal mehr haben.
Die Wahl des Stücks war schwierig. Elias Canetti sollte es eigentlich sein, aber Wilhelm Busch ist es geworden. Nicht aber der Wilhelm Busch, der mit heiter-komischen Geschichten wie „Max und Moritz“ als „Deutscher Hausschatz“ in den Regalen steht, sondern der eher unbekannte zynisch philosophierende Dichter.
Anfangs konnte sich die Gruppe nicht vorstellen , wie es gelingen sollte, Gedichte auf die Bühne zu bringen. Eine literarische Lesung sollte es auf keinen Fall werden und außerdem wollten rund zwanzig Schauspieler beschäftigt werden, also musste eine Inszenierungsidee her. Und die kam erst mit der Zeit. Gelöst hat Götz Langer das Problem, indem er einen Trupp betagter Clowns auf die Suche schickt

nach einem Ort, an dem man feiern kann. Rose hat nämlich am nächsten Tag Geburtstag und es fehlt noch der rechte Platz für eine Party. So zieht die Gruppe los und erlebt Komisches und Tragisches auf ihrer „âventiure“. Gesprochen wird dabei in Wilhelm Buschs Reimen, wobei ein Gedicht in das andere greift und zu einem großen Dialog verschmilzt. Dem Singsang der Verse sind Handlungen gegenübergestellt, die für ständige Reibung zwischen Text und Interpretation sorgen.
Die Inszenierung fordert dem Senioren-Ensemble, dessen ältestes Mitglied 86 Jahre alt ist, so einiges ab: Ständig wechseln die Dialogpartner und die Szenen. Zeit zum Luftholen gibt es auf der Bühne kaum. Im Gegenteil, es wird auch noch getanzt und gesteppt. Aber man ist sich einig, Theaterspielen verändert, fördert noch im fortgeschrittenen Alter die Reife. Ob allerdings Spielfreude ausreicht oder nicht vielleicht auch eine ganze Portion Mut dazugehört wird noch diskutiert.
Premiere im Forum Freies Theater im Juta am 31.10. um 20 Uhr, 15-22 DM. Weitere Aufführungen: 1.+2.+3.+4.11.

© Jutta Saum 2001

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