Privates Kulturprojekt


Ehemaliges Europa Kino wird zum Kunsttempel umgebaut

Noch sind Anstreicher und Monteure mit Leiter, Hammer und Pinsel eifrig am Werk und man schreitet vom Geruch frischer Farbe begleitet auf knisternden Plastikfolien und Papierbahnen durch das verwinkelte Gebäude. Doch schon in einer Woche soll alles fertig sein. Dann öffnet das ehemalige Europa Kino auf der Graf Adolf Straße erneut seine Tore. Nun aber als Kulturpalast.
Reiner Grünter, der künstlerische Leiter des neuen Europa, kennt das Problem, ein eigenes Theaterstück auf die Bühne zu bringen. So manches Projekt scheitert an den hohen Kosten. Sein Stück „X-Quadrat“, das sich mit dem Leben in Gefangenschaft befasst, kam schließlich in der Düsseldorfer Vollzugsanstalt zur Uraufführung, was den Ehrgeiz des promovierten Literaturwissenschaftlers und Kunsthistorikers weckte, auch für weitere Stücke einen Ort zu finden. Eigentlich war er zunächst auf der Suche nach einem Kinosaal, in dem er mal eine seiner Produktionen zeigen konnte, aber stattdessen bot ihm die Ufa gleich für einen Jahr einen ganzen Kinokomplex an.
Die Aussicht auf ein eigenes Theater schien verlockend, aber die Finanzierung unmöglich. Schließlich fand sich im Wirtschaftsberater Siegfried Graff von der WFG ein beigeisterungsfähiger und finanzkräftiger Partner, der für einen Folgemietvertrag mit dem eigentlichen Eigentümer sorgte und den Umbau organisierte.

Kinos und Foyers wurden komplett umgestaltet, lediglich der große Zuschauerraum mit fast 500 Plätzen blieb - um eine Bühne ergänzt - bestehen. Zusätzlich sind eine Kunstgalerie, eine Lounge sowie eine Restaurant in Vorbereitung. Rund 750.000 Mark werden in den Umbau eingeflossen sein, wenn am 15. November zum ersten mal im neuen Europa der Vorhang aufgeht.
Zu sehen sein wird Georg Kreislers Musical „Lola Blau“ das vom „Theater Pantarhei“ auf die nagelneuen Bretter gebracht wird. Mit einer Mischung aus bewährten Stücken wie etwa „Peter Kürten Superstar“ sowie Kabarett, Theater, Ausstellungen und Lesungen zu ambitionierten Themen wie Völkerverständigung, Arbeitslosigkeit oder Randgruppen hofft Reiner Grünter die horrenden Kosten nicht nur zu decken, sondern auch noch soviel einzuspielen, dass sogar die Künstler mit 70% am Gewinn beteiligt werden können. Mal sehen, ob’s klappt. Zur Not ist da ja auch noch die Gastronomie, die auch ohne Theaterkarte besucht werden kann.

Eröffnung und Premiere von „Lola Blau“ am 15.11, Karten 29 - 15 DM unter Tel: 131796

©Jutta Saum

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