Sie leben über die ganze Republik verstreut, in Österreich, einige sogar in den USA und Korea und kommunizieren ausschließlich über das Internet: die Mitglieder der Schriftstellergruppe 42erAutoren. Unter ihnen finden sich auch Lektoren, Kleinverleger und Journalisten. Im virtuellen Raum werden via Emails Erfahrungen übers Schreiben und Veröffentlichen ausgetauscht, Werke vorgestellt, aber auch gemeinsame literarische Projekte geplant und realisiert. Und hin und wieder begegnen sie sich zu Lesungen im realen Leben. Anläßlich der Lesung am 16. Dezember 2001 unter dem Thema "Fiasko Weihnachten" waren u. a. aus Düsseldorf dabei: Lena Kuntze, Judith Rau und Holger Willenberg.
Der Lesungsort war fantastisch - eine alte Windmühle ohne Flügel, innen wie außen renoviert, die Räumlichkeiten des Westfälischen Literaturbüros Unna.
Der Beginn war – weihnachtlich. Auf der Treppe standen plötzlich Anja Krebber, Achim Friker und Yvonne Roche-Hart (in der Reihenfolge des Auftretens) und intonierten zu den Gitarrenklängen Yvonnes Roche-Harts das bekannte"Rudolph The Rednosed Rendeer".
Dann trat sie ins Licht eines einsamen Scheinwerfers auf dem Treppenpodest. Sie war auf der Suche nach einem Engel. Judith Raus "Variationen über Engel" zerschlugen mit zarten Hammerschlägen Engelbilder und ließen neue erstehen. Am Ende stand sie dort oben über den Köpfen des Publikums und hielt diesen goldenen kitschigen Puttenengel in den Händen - ein wunderschön anrührendes Bild.
Ein typischer Tom-Liehr-Text, der "wahre Weihnachtsmann", dachten diejenigen im Publikum, die schon von ihm gelesen hatten, aber am Ende sah man tatsächlich feuchte Augen im Publikum blitzen.
Keinesfalls ein "Stimmungstöter" war Gisa "Pearl" Zigans gleichnamiger Text, ein Weihnachtskrimi mit sehr nachdenklichen Tönen.
Als besondere Einlage sangen dann Achim Friker und Yvonne Roche-Hart die Übersetzung eines alten gälischen Weihnachtsliedes ("O Tannenbaum, wie grün sind deine - Nadeln").
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Weihnachtliche Atmosphäre kurz vor der Lesung:
v.l.n.r. Tom Liehr (Berlin), Achim Friker (Bonn), Beate Paul (Dortmund), Judith Rau (Düsseldorf) und Yvonne Roche-Hart (Bonn).
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Nach der Pause überraschte Marc Schieferdecker das Auditorium mit einer Eigenkomposition am E-Piano.
Dann zeigte Lena Kuntze mit ihrer Multimedia-Installation, dass das Medium Internet und Computer ein ganz eigene Form der Literatur transportieren kann.
Mit leichtem Käpt´n-Blaubär-Charme und -Tonfall trug Achim Friker Auszüge aus Sara Johannsens "Fiasko Weihnachten" vor. Der Leitfaden zum richtigen Umgang mit dem Weihnachtsbaum war auf jeden Fall ein Hit beim Publikum.
Als eine ebensolcher erwies sich Achim Frikers eigener Beitrag "Ruth und Knuth", einer äußerst vergnüglichen Katastrophe mit Truthühnern.
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Zum Abschluß der Lesung präsentierte Holger Willenberg seine Gedichte mit Knalleffekt. In verschiedene Rollen schlüpfend und zwischen den Tonarten springend zog die schon ans Schauspiel grenzende Darbietung das Publikum in Bann. Ein Aufstöhnen ging durchs Publikum, als die schön mit einer verschneiten Weihnachtslandschaft verzierte Weihnachtskugel auf dem Boden zerschellte.
Ach ja, dann war da noch die Fortsetzung des gälischen Weihnachtsliedes ("O Birnenbaum"), die dem Publikum das Fortgehen erschwerte.
Abgerundet wurde der Abend durch die wunderbare Moderation von Beate Paul.
Wieder einmal haben die 42erAutoren gezeigt, dass sie sich auf Lesungen verstehen, um ihre Literatur ans Publikum zu bringen.
Wer mehr über die 42erAutoren erfahren möchte, findet alles Wissenswerte unter: www.42erAutoren.de.
© Wolf P. Schneiderheinze 2001
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